Die Bedürfnisorientierte Therapie (BoT)

Die Bedürfnisorientierte Therapie (Prölß, 2020; 2021) ist eine neue erfahrungsorientierte und wissenschaftlich fundierte therapeutische Richtung, bei der klassische psychodynamische sowie lösungsorientierte Methoden kombiniert werden.    

 

Grundlage

Die BoT hat ihren Ursprung in der Neuropsychologie und geht davon aus, dass Menschen vier psychische Grundbedürfnisse besitzen (Grawe, 2004): das Grundbedürfnis nach Bindung, das Grundbedürfnis nach Selbstschutz und Selbstwerterhöhung, das Grundbedürfnis nach Kontrolle und Orientierung sowie das Grundbedürfnis nach Lustgewinnung und Unlustvermeidung. Diese Bedürfnisse sind bei allen Menschen vorhanden und ihre dauerhafte Nichtbefriedigung führt zur Schädigung der psychischen Gesundheit und des Wohlergehens. 

Anwendung

Bei der Therapie (oder beim Coaching) wird bewusst an diesen Grundbedürfnissen des Klienten gearbeitet. So bildet bspw. der Aufbau einer tragfähigen, emotional belastbaren Therapeut-Patienten-Beziehung das Fundament dieser Theorie (Bedürfnis nach Bindung). Anschließend werden selbstwertsteigernde oder selbstwertstabilisierende Methoden angewendet, um das Bedürfnis nach Selbstschutz und Selbstwerterhöhung zu befriedigen. Ferner wird mithilfe von lösungsorientierten Ansätzen nach Möglichkeiten gesucht, das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung zu befriedigen. Generell sollte das therapeutische Setting in einem Rahmen eingebunden sein, damit das Bedürfnis nach Lustgewinnung (≈ Wohlfühlen) ebenfalls befriedigt wird.

 

Umfangreiche Studien zur Auswirkung von Defiziten in den einzelnen Bereichen der Grundbedürfnisse liegen bereits im großen Umfang vor (siehe hierzu Borg-Laufs & Dittrich, 2010; Brisch, 2018; Grawe, 2004). Das Gesamtkonzept der Bedürfnisorientierten Therapie wird momentan durch wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten (BA- und MA-Arbeiten) kontinuierlich weiterentwickelt.

 

Literatur zum Thema

  • Borg-Laufs, M. & Dittrich, K. (2010). Psychische Grundbedürfnisse in Kindheit und Jugend: Perspektiven für soziale Arbeit und Psychotherapie. Tübingen: dgvt-Verlag. 
  • Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
  • Jarzombek, S. (2020). Psychische Grundbedürfnisse und deren Befriedigung in der Schule. Norderstedt: BoD-Verlag.
  • Prölß, A. (2020). Aggressive Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen. Grundlagen, Diagnostik und gezielte Interventionen. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.
  • Prölß, A. (2021). Bedürfnisorientierte Therapie in Theorie und Praxis. Norderstedt: BoD-Verlag.
  • Prölß, A. (2024). Die Sieben Alphas zum Glück. Ein tiefgründiges Gespräch am Meer. Independently published.
  • Rothammer, C. (2022). „Ich hau‘ dir gleich in die Fr…!“ – Auswirkungen der Pandemie:  Aggression bei Kindern und Jugendlichen. Interview mit Dr. Alexander Prölß.                  Niederbayerische Schule - Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BLLV. S. 22-25.
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2022_1_Interview_Aggression.PDF
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Wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten zum Thema (Auszug):

  • Zusammenhang zwischen erfüllten psychologischen Grundbedürfnissen und Stressbewältigungsstrategien bei Kindern und Jugendlichen (Masterarbeit, Psychologie). RPTU Kaiserslautern-Landau (2024).
  • Psychische Erkrankungen von Eltern und ihre Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche: Eine qualitative Untersuchung aus Sicht von Eltern und Lehrern (Masterarbeit, Psychologie). RPTU Kaiserslautern-Landau (2024). 

  • Bindungstraumatisierte Kleinkinder im Frauenhaus – Ursachen, Symptome und pädagogische Interventionen (Bachelorarbeit, Soziale Arbeit). DIPLOMA, Bad Sooden-Allendorf (2021).
  • Aggressives Verhalten von Jugendlichen im familiären Kontext - Ein Erklärungsversuch anhand eines Theorievergleiches der Konsistenztheorie von Klaus Grawe mit der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow (Masterarbeit, Psychologie). TU Kaiserslautern (2021). 
  • Der Zusammenhang zwischen Empathie und aggressivem Verhalten. Eine empirische Korrelationsstudie mit Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Masterarbeit, Psychologie). TU Kaiserslautern (2020).  
  • Der Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl und aggressivem Verhalten bei Jugendlichen (Masterarbeit, Psychologie). TU Kaiserslautern (2020). 
  • Sprachentwicklungsstörungen und aggressives Verhalten (Masterarbeit, Psychologie). TU Kaiserslautern, Kaiserslautern (2020). 
  • Ressourcenorientierte Interventionsstrategien auf der Basis der Konsistenztheorie nach Grawe für den Umgang mit aggressivem Verhalten in der Schule (Masterarbeit, Psychologie). TU Kaiserslautern (2019).  

Bei näherem Interesse können zu diesem Thema Vorträge, Seminare oder Workshops gebucht werden.